Im Januar 2021 ist die vom Europäischen Parlament verabschiedete Neufassung der EU-Trinkwasserrichtlinie in Kraft getreten, welche bis 2023 umgesetzt werden soll. Die Anpassung der Trinkwasserrichtlinie bringt eine strengere Überwachung für den Schutz unseres Trinkwassers mit sich. Ziel ist es, etwaige Risiken für die Trinkwasserqualität frühzeitig zu erkennen und diese durch entsprechende Anpassungen aufrechtzuerhalten. Von Bedeutung ist dafür insbesondere der Water Safety Plan (Wassersicherheitsplan, kurz WSP). In diesem Artikel gehen wir darauf ein, was hinter dem WSP-Konzept für Gebäude steckt und geben Ihnen einen Einblick hinsichtlich der Vorgehensweise und Vorteile des Water Safety Plan-Konzepts für Trinkwasser-Installationen.
Was ist ein Water Safety Plan?
Mithilfe eines WSP können mit einer individuellen Systemanalyse vom Einzugsgebiet bis zum Wasserhahn sämtliche Risiken der Trinkwasserversorgung festgestellt werden. Dabei unterscheidet man den WSP für die Wasserversorger (von der Quelle bis zur Übergabestelle im Gebäude) und den WSP für die Hausinstallation (Trinkwasser-Installation im Gebäude), um welchen es im Folgenden gehen soll.
Water Safety Plan für Gebäude
Der Water Safety Plan für Gebäude sorgt durch umfangreiches Risikomanagement dafür, dass die Gesundheit der Trinkwassernutzer in der Hausinstallation vor mikrobiologischen, chemischen und physikalischen Gefahren geschützt wird. Das WSP-Konzept für Gebäude besteht zur kontinuierlichen Verbesserung aus mehreren Schritten:
- Dokumentation: Die Grundlage für die Bewertung und Revisionen des WSPs für Gebäude bildet die Dokumentation. Sprich: Alle Aktivitäten und Ergebnisse der WSP-Schritte werden dokumentiert und im weiteren Zuge aktualisiert.
- Bildung eines WSP-Teams: Durch die Auswahl eines Teams werden die jeweiligen interdisziplinären Kompetenzen gebündelt. Dabei werden Teammitglieder mit Kenntnissen über die Trinkwasser-Installation zusammengestellt und die jeweiligen Aufgabenbereiche verteilt.
- Systembeschreibung: Um Gefährdungen erfolgreich identifizieren zu können, ist eine vollständige Systembeschreibung der Trinkwasser-Installation von Nöten. Wesentlich sind hier insbesondere die technische Darstellung der gesamten Trinkwasser-Installation sowie eine Dokumentation der verschiedenen Nutzungen des Trinkwassers im Gebäude.
- Systembewertung: Gefährdungsanalyse und Risikoabschätzung: Um Maßnahmen zur Risikobeherrschung festlegen zu können, müssen potenzielle Gefahren identifiziert und die jeweiligen Risiken abgeschätzt werden. Zunächst wird dafür eine Gefährdungsanalyse durchgeführt. Anhand der Systembeschreibung gilt es an jeder Stelle der TrinkwasserInstallation mögliche Gefährdungen (biologische, chemische, physikalische oder radiologische Beeinträchtigungen) und Gefährdungsereignisse (Situationen, die zu einer Gefährdung des Trinkwassers führen können, wie bspw. der Ausfall einer technischen Anlage) zu identifizieren und zu dokumentieren. Diese Gefährdungsanalyse dient als Grundlage für
die Risikoabschätzung, in welcher die festgestellten Gefährdungen und Gefährdungsereignisse verglichen und priorisiert werden. - Risikobeherrschung: In der Risikobeherrschung gilt es anschließend Maßnahmen zu entwickeln, die an die zuvor ermittelten Risiken angepasst werden. Diese Maßnahmen
sorgen im weiteren Verlauf dafür, dass die Trinkwasserqualität wie auch die technische Versorgungssicherheit gegeben sind und diese regelmäßig überwacht werden. - Verifizierung: Anhand der Verifizierung wird nachgewiesen, dass der Gebäude-WSP die Trinkwasserqualität und -verfügbarkeit an den Entnahmestellen sicherstellt. Dabei werden auch die Parameter der Überwachung und die Häufigkeiten der Untersuchungen der Trinkwasser-Installation festgelegt.
- Revision: Die Revision sorgt dafür, dass alle Schritte des Gebäude-WSP aktuell bleiben und regelmäßig weiterentwickelt werden.
Vorteile des Water Safety Plans für Gebäude
Der Gebäude-WSP bringt für die Trinkwasser-Installationen und deren Betrieb zahlreiche Vorteile mit sich. Den wohl entscheidendsten Vorteil bildet die erhöhte Kenntnis über die Trinkwasser-Installation bei allen Beteiligten. Internes und nicht dokumentiertes Wissen rund um die Trinkwasser-Installation wird dokumentiert und erhalten. Dies führt zu einer gestärkten Organisationssicherheit sowie Kenntnis und Umsetzung der technischen Regeln bei den Betreibern. Ein weiterer Vorteil ist, dass betriebliche Abläufe systematisiert und die Zusammenarbeit und Kommunikation aller Beteiligten gefördert werden. Die Schwachstellen und der Verbesserungsbedarf der Trinkwasser-Installation werden identifiziert und schaffen im weiteren Zuge eine fundierte Grundlage für Investitionsentscheidungen.
Water Safety Plan mit der acb
Wir von activ consult berlin beschäftigen uns bereits seit 2006 mit dem Water Safety Plan. Unser WSP-Konzept setzt sich aus der Gefährdungsanalyse, dem Water Safety Plan und der anschließenden Zertifizierung zusammen. Unsere Vorgehensweise können Sie der Abbildung 1 entnehmen. Mittlerweile bringen wir die Erfahrung von 13 erarbeiteten und eingeführten Wassersicherheitsplänen in medizinischen Einrichtungen mit. Gerne setzen wir auch Ihren Gebäude-WSP um!